Punk: Vom Radio missverstanden?

Kaum ein Genre ist so sehr auf seinen Ruf als Außenseiter bedacht wie der Punk. Sobald eine Band einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hatte, wurde sie als „Sellout“ und „Verräter“ abgestempelt, und dank der antikapitalistischen Grundhaltung, die das Genre ursprünglich prägte, waren Major Label Deals nicht nur verschrien, sondern bedeuteten das Aus für die teilweise noch jungen Bands. Diese Grundhaltung erklärt, warum Punk nicht unbedingt viel Airplay im Radio bekam. Dennoch ist Punk heute, genauso wie Hip-Hop oder Rock, im Zentrum der Gesellschaft angekommen und wird sogar auf Radiosendern wie NDR 2 oder SWR 3 gespielt.

Punk: vom Kommunismus zum Kommerz?

Punk war ursprünglich gegen das System – was letztendlich auch eine Ablehnung der Kommerzgesellschaft mit sich zog. Bands wie die britische Vorreiterin Crass lebten diese Einstellung nicht nur auf, sondern auch neben der Bühne. Dennoch kam es vor allem in den 1990ern zu einer Art „Kommzerialisierung“ des Punk. Bands wie die deutschen Liquido oder Blur aus Großbritannien kombinierten Punk, Rock und Pop zu einer Mischung, die „Indie“ getauft wurde, inspiriert von Bands wie Joy Division oder The Smiths, die letztendlich mit dem Post-Punk der 1980er-Jahre das Ende des „echten“ Punk einläuteten – daher auch die berühmte Aussage „Punk is Dead“.

Und auch Ende der 90er, Anfang der 2000er entwickelte sich Punk weiter in Richtung Pop. Bands und Künstler wie Avril Lavigne, Blink-182 oder Sum 41 entwickelten ihre ganz eigene Art des sogenannten Pop Punk, der die Hooks und Melodien des Pop mit der Attitüde des Punk verheiratete. In Deutschland geschah diese Entwicklung vor allem durch die Berliner Punk-Legenden Die Ärzte, die ihre deutsche Version des New Wave langsam in eine RIchtung des Pop-Punk entwickelten – und das schon Ende der 1980er-Jahre.

Pop-Punk und seine Folgen

Doch gerade der Pop-Punk-Hype der 1990er und 2000er ebnete den Weg für das Subgenre des Emo, das vor allem 2004 bis 2010 seinen Höhepunkt fand und mit dem Thema der „Teenage Angst“, also den typischen Ängsten eines Teenagers, eine riesige Fanszene in der ganzen Welt generierte. Bands wie From First To Last, My Chemical Romance, Matchbox 20, Alesana oder From Autumn To Ashes sangen über Herzschmerz, Verzweiflung und Wut – und Millionen, wenn nicht Milliarden von Teenagern auf der ganzen Welt hörten zu.

Doch auch hier gab es eine Gegenbewegung: Der Hardcore Punk, mit Bands wie Terror, Sick of it All oder Agnostic Front, der in den 1980ern in New York oder LA entstand, fand seinen Weg in den Mainstream und sorgte ebenfalls für volle Konzerthallen auf der ganzen Welt.

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